Die Entgeltrunde zwischen VIACTIV und GdS hat begonnen. In zwei Gesprächsrunden am 28. Januar und am 2. Februar 2022 haben beide Seiten versucht, sich anzunähern, um ein zügiges Ergebnis für die Kolleginnen und Kollegen zu erzielen. Ein Ergebnis konnte aber nicht erreicht werden.
GdS-Forderung
Eine Entgelterhöhung um 6 Prozent ist die Hauptforderung der GdS. Hintergründe für diese Forderung sind die aktuell hohe Inflation einerseits und die zurückhaltenden Gehaltsabschlüsse in der jüngeren Vergangenheit andererseits. Nach unserer Überzeugung braucht es deshalb eine überdurchschnittliche Gehaltsanpassung als Ausdruck der Wertschätzung für die Kolleginnen und Kollegen, aber auch um die Wettbewerbsfähigkeit der Arbeitsbedingungen in der VIACTIV Krankenkasse zu erhalten.
Ansatz der VIACTIV
Auf diese Forderung hat die VIACTIV mit einem interessanten Ansatz reagiert. Angeboten wurden uns zuletzt neben einer steuerfrei auszuzahlenden Einmalzahlung in Höhe von 350 Euro zwei prozentuale Erhöhungsschritte, nämlich um 2,7 Prozent zum 1. April 2022 und um 1,8 Prozent zum 1. Januar 2023 bei einer vorgesehenen Laufzeit von 24 Monaten bis Ende 2023. Das klingt auf den ersten Blick durchaus nach einem guten Einstieg für weitere Verhandlungen. Auf den zweiten Blick wird dieser Eindruck allerdings getrübt. Denn die VIACTIV will nicht etwa alle Tabellenentgelt um diese Prozentsätze erhöhen. Vielmehr strebt man als soziale Komponente an, in der jeweiligen Entgeltgruppe unterschiedliche Erhöhungen der einzelnen Stufen vorzunehmen und die Erhöhung um 2,7 Prozent auf der Basis der in einer Entgeltgruppe vorhandenen Beschäftigten und der Verteilung dieser Beschäftigten in den einzelnen Stufen aufzuteilen. Das klingt kompliziert, deshalb ein Beispiel:
Die Erhöhung um 2,7 Prozent würde in der Entgeltgruppe 5 dazu führen, dass die Stufe 1, in der sich aktuell 44 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befinden, um 3,71 Prozent erhöht wird, der Betrag in der Endstufe, in der sich aktuell 659 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befinden, würde aber lediglich um 2,58 Prozent erhöht. Diese Idee begründet die VIACTIV mit dem Ziel, die Stufensprünge innerhalb der einzelnen Entgeltgruppen möglichst anzugleichen, also den Aufstieg als lineare Entwicklung zu hinterlegen. Das ist aktuell nicht der Fall. Die Sprünge werden mit zunehmender Erfahrungsstufe größer. Zudem stellt die VIACTIV diese Idee als soziale Komponente dar, weil durch diesen Verteilungsschlüssel die Beschäftigten in den niedrigen Erfahrungsstufen von höheren Steigerungen profitieren, also dort mehr Euros ankommen, wo die Inflation tendenziell härter trifft.
Unsere Einschätzung
Man kann dieser Argumentation durchaus etwas abgewinnen. Andererseits ist aber nicht zu verkennen, dass die meisten Kolleginnen und Kollegen in der VIACTIV sich bereits in der Endstufe oder kurz davor befinden und damit weniger von der angebotenen 2,7 Prozent profitieren würden als es auf den ersten Blick aussieht. Zudem gibt es in der Gesamtsystematik Verwerfungen. So führt die Idee insbesondere in der Entgeltgruppe 4, wo sich nur ein geringer Teil der Beschäftigten in der Endstufe befindet, dazu, dass die Erhöhung um 2,7 Prozent für diese Personen auf gerade mal 2,22 Prozent „zusammenschmilzt“. Diese Unterschiede sind aus Sicht der GdS kaum zu vermitteln.
Es reicht nicht
Und natürlich sind uns 2,7 Prozent und 1,8 Prozent auch ganz grundsätzlich zu wenig! Damit wird weder der aktuellen Inflation, noch dem in den kommenden Monaten zu erwartenden weiteren Preissteigerungen ausreichend Rechnung getragen. Die steuerfreie Einmalzahlung, die eine weitere soziale Komponente sein könnte, fällt mit 350 Euro ziemlich gering aus. Zur Erinnerung: Im letzten Jahr hat die VIACTIV eine Einmalzahlung in Höhe von 550 Euro als Ersatz für eine lineare Anpassung gezahlt. Steuerlich begünstigt wird aber ein Betrag von bis zu 1.500 Euro. Da wäre also noch Luft nach oben!
So geht es weiter
Wir haben deshalb die Gespräche zunächst unterbrochen und die VIACTIV aufgefordert, ihr Angebot und die damit verbundene Wertschätzung für die Kolleginnen und Kollegen zu überdenken und nachzubessern. Ein Termin zur Fortsetzung der Tarifverhandlungen soll in der Woche ab dem 14. Februar 2022 gefunden werden.
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Für die GdS verhandeln: Stephan Kallenberg, Stephanie Giese, Andrea Wenderdel, Thorsten Kloppenborg, Jörg Neumann und Martin Wichmann