Mit einer ersten Verhandlungsrunde am 19. Februar 2020 sind GdS und gkv informatik in die Vergütungstarifverhandlungen gestartet.
Zu Beginn der Verhandlungen haben wir die von unseren Mitgliedern zurückgespiegelten Erwartungen deutlich gemacht. Ohne eine konkrete Prozentzahl zu nennen, ist unseren Mitgliedern Folgendes wichtig:
● eine lineare Gehaltsanpassung, die deutlich oberhalb der Inflationsrate liegt
● eine Umwandlung der variablen Vergütung in eine garantierte Sonderzahlung
● ein Wahlrecht für mehr Freizeit statt mehr Geld
● bei einer Laufzeit von zwölf Monaten
Arbeitgeberangebot mit Licht und Schatten
Die Arbeitgeberseite zeigte Bereitschaft, die Variable zukünftig in einen festen Sockelbetrag von 3.000 Euro (bei Vollbeschäftigten) und einen variablen Anteil, orientiert an Unternehmenszielen, aufzuteilen. Dabei soll der Sockelbetrag jeweils bereits am Ende des Kalenderjahres fließen. Der an den Unternehmenszielen orientierte Prämienanteil soll, wie bereits jetzt schon, im Mai des Folgejahres ausgezahlt werden. In diesem Punkt gibt es ebenso Konsens wie bei der Übergangslösung für die bisherige Variable, bei der wir erreichen konnten, dass die 2019 für das Jahr 2018 ausgezahlte Prämie rückwirkend auf 2.800 Euro angehoben wird und die Prämienzahlung für die Kalenderjahre 2019 und 2020 jeweils in Höhe von 3.000 Euro erfolgen wird, wobei alle Beschäftigten die Prämie in gleicher Höhe erhalten werden.
Weniger erfreulich waren die Vorstellungen der Arbeitgeberseite zu linearen Anpassungen, zur Laufzeit und zum Wahlrecht zwischen mehr Freizeit oder mehr Geld. Letzteres haben die Arbeitgeber angesichts der Arbeitsbelastung in der gkv informatik während der Transitionsphase komplett ausgeschlossen. Als lineare Erhöhungen wurden uns 2,0 Prozent zum 1. März 2020 und weitere 1,5 Prozent zum 1. Januar 2022 bei einer Laufzeit von 36 Monaten angeboten.
Klare Position der GdS
Hierzu haben wir uns direkt in der Verhandlungsrunde eindeutig positioniert: Eine Laufzeit von 36 Monaten ist für uns ausgeschlossen. Die genannten linearen Anpassungen sind aus unserer Sicht deutlich zu niedrig und entsprechen nicht den Erwartungen unserer Mitglieder. Und die von den Arbeitgebern angebotene lineare „Nullrunde“ für das Jahr 2021, die mit der „doppelten Prämienzahlung“ in diesem Jahr begründet wird (im Mai 2021 Zahlung der Prämie in Höhe von 3.000 Euro und im November 2021 Zahlung des Sockelbetrages der neuen Prämienregelung), ist ebenfalls nicht akzeptabel. Auf dieser Basis werden wir keine Einigung finden!
Nächste Verhandlungsrunde am 1. April 2020
Am 1. April 2020 wird weiterverhandelt. Wir haben die Arbeitgeberseite aufgefordert, ihr Angebot auf der Basis der klaren Erwartungshaltung unserer Mitglieder sowohl in der Höhe wie auch in der Laufzeit deutlich nachzubessern.
Teilerfolg Eckpunktepapier
Genutzt haben wir die Verhandlungsrunde allerdings auch, um die in den vergangenen Verhandlungsrunden bereits weitgehend abgestimmten Eckpunkte zur Weiterentwicklung des Manteltarifvertrages endgültig abzuschließen. Neben der oben bereits erwähnten Übergangslösung für die Zielvereinbarungsprämie, die eine deutliche Verbesserung für alle Kolleginnen und Kollegen in den Jahren 2019, 2020 und 2021 beinhaltet, haben wir die neuen Funktionsprofile verabschiedet, eine Verhandlungsabrede zur Einführung von Lebensarbeitszeitkonten getroffen und eine Erweiterung der Vergütungstabelle um die Vergütungsgruppen 11 und 12 zur freiwilligen Rückführung von AT-Beschäftigen in den Tarifbereich abgestimmt. Akzeptiert haben wir im Gegenzug eine Anpassung der Urlaubsregelung bei unterjährigem Ein- bzw. Austritt aus der gkv informatik unter Berücksichtigung des Mindesturlaubes sowie eine verlängerte Kündigungsfrist auch für die Beschäftigten, die sich allerdings auf längstens drei Monate zum Schluss eines Kalendervierteljahres belaufen kann.
Letzter Punkt ist uns nicht leichtgefallen, weil uns selbstverständlich bewusst ist, dass Kolleginnen und Kollegen, die woanders eine Perspektive aufgezeigt bekommen, möglichst schnell aus dem bestehenden Arbeitsverhältnis ausscheiden wollen. Auf der anderen Seite müssen wir aber auch die Interessen der gkv informatik und der dort verbleibenden Beschäftigten im Auge haben, die durch einen kurzfristigen Austritt massive Belastungen in einer ohnehin schon sehr angespannten personellen Situation hinzunehmen haben.
Für die GdS verhandelten: Stephan Kallenberg (stellv. GdS-Bundesgeschäftsführer), Daniel Dietrich, Mario Kohlgrüber, Christian Lingens, Mario Neumann, Tobias Ploch, Heike Schultz-Ottendorf (alle gkv informatik)