Liebe Kolleginnen und Kollegen,
jeder Tarifabschluss ist ein Kompromiss! Das gilt natürlich auch für das inzwischen bereits seit einigen Tagen veröffentlichte Ergebnis zur Gehaltsrunde 2019. Entscheidend ist am Ende, ob der Kompromiss für die Kolleginnen und Kollegen tragfähig ist. Das werden wir als EMG/GdS in Abstimmung mit unseren Mitgliedern entscheiden, wenn uns die Eckpunkte der Einigung in Schriftform vorliegen.
Natürlich kann und darf man in Frage stellen, ob es angesichts einer Forderung von 6,5 Prozent bezogen auf zwölf Monate ein guter Kompromiss ist, wenn das Ergebnis zwei Gehaltsanpassungen in Höhe von insgesamt 5,0 Prozent bei einer Laufzeit von 27 Monaten sind. Aber klar ist natürlich auch, dass bei Tarifverhandlungen die Forderung nie identisch mit dem Ergebnis ist.
Als schmerzlich empfinden wir die auch in diesem Ergebnis wieder vorhandenen „Leermonate“. Zwar werden diese Leermonate mit einer betragsmäßig sehr guten Einmalzahlung im Dezember 2019 ausgeglichen. Zu berücksichtigen ist aber, dass es nicht nur um die Leermonate von Oktober bis Dezember 2019 mit entsprechender Auswirkung auf die Berechnung des Weihnachtsgeldes 2019 geht, sondern auch die Monate Januar bis März 2021 ausgeglichen werden sollen. Denn die zweite Stufe der prozentualen Gehaltsanpassungen wird nicht wie üblich bereits zwölf Monate nach der ersten Steigerung wirksam, sondern eben erst zum 1. April 2021. Man kann argumentieren, dass ein späteres Wirksamwerden einer prozentualen Gehaltsanpassung nur auf die Laufzeit des Tarifvertrags betrachtet eine finanzielle Einbuße ist, langfristig aber jedes Zentel Erhöhung in der Tabelle wirkt, das man durch eine zeitliche Verschiebung der Erhöhung nach hinten „erkauft“.
Sehr positiv ist das Tarifergebnis für die Auszubildenden. Die Ausbildungsvergütungen steigen – was zur Gewinnung der Kolleginnen und Kollegen von morgen sicher auch dringend nötig ist – deutlich stärker. Zudem ist die erhebliche Verbesserung beim Weihnachtsgeld für die Auszubildenden ein echter Fortschritt.
Auch die Verbesserung bei der Weihnachtsgeldstaffelung kann man nicht außer Acht lassen. Sie wird perspektivisch gerade für die jüngeren Kolleginnen und Kollegen eine erhebliche Verbesserung sein und auch dazu dienen, diese an die DAK-Gesundheit zu binden. Wenn man kleinlich ist, kann man natürlich sagen, dass andere Krankenkassen in diesem Punkt noch „großzügiger“ sind, eine schnellere Staffelung vereinbart haben oder gar 100 Prozent Weihnachtsgeld ab dem ersten Jahr zahlen. Verbesserung ist aber Verbesserung!
Uneingeschränkt zu begrüßen und von EMG/GdS bzw. unseren Mitgliedern auch immer gefordert, ist die weiterbestehende Möglichkeit, Weihnachtsgeld in zusätzlichen Urlaub zu tauschen.
Als eher ärgerlich bewerten wir die Vereinbarung des Gerichtsstandes Hamburg. Es mag schon sein, dass die Übernahme der Reisekosten und die Anrechnung als Arbeitszeit für Kolleginnen und Kollegen, die gerichtlich um ihr Recht kämpfen müssen, eine Verbesserung zum jetzigen Stand ist. Aber für viele andere, gerade ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Schwerbehinderte oder bei notwendiger Kinderbetreuung sind Reisen nach Hamburg körperlich oder familiär kaum realisierbar. Für diese Fälle wird die Rechtsverfolgung jetzt schwerer!
Nicht außer Acht lassen darf man bei einer Bewertung der Zahlen auch die ursprüngliche Zielsetzung in dieser Tarifrunde. Wir als EMG/GdS haben immer kommuniziert, dass es angesichts der verbesserten finanziellen Situation der DAK-Gesundheit einerseits sowie der deutlich gestiegenen Belastungssituation der Kolleginnen und Kollegen andererseits auch darum gehen muss, gegenüber anderen Krankenkassen bzw. Krankenkassensystemen in dieser Gehaltsrunde wieder ein wenig aufzuholen. Ob das mit diesem Abschluss gelingt, erscheint fraglich, ist aber mit Sicherheit noch nicht absehbar. Denn bei AOK, Barmer und der Techniker Krankenkasse haben die Gehaltstarifverhandlungen für die Jahre 2020 und 2021 noch gar nicht begonnen bzw. stehen noch ganz am Anfang.
Mitglieder der Tarifkommission sind: Stephan Kallenberg, Marietta Hilgers, Gert Bellmann, Christian Bösing Martin Kieninger, Stephan Maaß, Markus Schmidt, Ralf Uhlig und Michael Winkelhorst.
GdS-Mitglied werden am einfachsten im Internet unter www.gds.de/beitritt.