Eine Delegation der GdS, bestehend aus dem stellvertretenden Bundesgeschäftsführer Stephan Kallenberg und aktiven GdS-Mitgliedern aus dem Haus der DRV Nord traf sich am 27. September 2019 zu einem Gespräch mit der Führung der DRV Nord.
Initiiert hatte dieses Gespräch die GdS. Hintergrund unserer Initiative waren Rückmeldungen von unseren Mitgliedern, dass sich die Arbeitssituation in der DRV Nord aufgrund der organisatorischen Änderungen im Laufe des Jahres 2019 massiv verschlechtert haben.
Geschäftsführung verteidigt ReorgLE
Dies nahm die Geschäftsführerin der DRV Nord, Frau Dr. Künzler, gleich zu Beginn des Gespräches zum Anlass, die durchgeführte Reorganisation zu erläutern. Aus ihrer Sicht war es zwingend erforderlich, die Arbeitsprozesse an den drei Standorten der DRV Nord zu vereinheitlichen und die einzelnen Sachbearbeitungsbereiche voneinander zu trennen. Nur so sei eine interne Vergleichbarkeit gegeben und nur so könne in Zukunft die Arbeit und der telefonische Service gegenüber Versicherten besser an die zuständigen Kolleginnen und Kollegen gesteuert werden.
Frau Dr. Künzler räumte ein, dass die parallel mit der ReorgLE im Bereich Reha erfolgte Umstellung auf digitale Bearbeitung sehr unglücklich sei. So sei zu den organisatorischen Reibungsverlusten ein weiterer erheblicher Qualifizierungsbedarf entstanden und die Routine fehle noch. Aus Sicht der Geschäftsführung der DRV Nord war diese parallele Umstellung aber nicht zu vermeiden, weil die ReorgLE frühzeitig beschlossen wurde und andererseits die gesetzlichen Vorgaben sowie die Beschlüsse des Bundesvorstandes zur Digitalisierung zwingen.
Fehlende Entlastung
Vonseiten der GdS wurde kritisch hinterfragt, dass die Ankündigung, mit Umsetzung der Stufe 2 der ReorgLE seien sinkenden Fallzahlen im Bereich Reha und damit eine Reduzierung der Arbeitsbelastung zu erwarten, sich bislang nicht bestätigt habe. Hier sei schnellstens Unterstützung erforderlich. Die DRV Nord hat dem nur halbherzig widersprochen. Tatsächlich seien zwar die Eingangszahlen rückläufig, die Rückstände nähmen aber an allen Standorten tendenziell weiter zu.
Auslandsrenten bleiben eine Baustelle
Ebenfalls kritisch haben wir die Arbeitssituation im Bereich Ausland am Standort Hamburg hinterfragt. Auch hier wurden Schwierigkeiten eingeräumt. Die ursprünglich als vorübergehende Arbeit angesehenen Ghettorentensachverhalte seien doch längerfristig, insbesondere die Klärung von FRG-Sachverhalten sei zeitintensiv gewesen.
Entlastung geplant
Wohl auch deshalb zeigte sich Frau Dr. Künzler konkreten Vorschlägen für kurz- und mittelfristige Entlastung gegenüber aufgeschlossen. So sagte sie zu, die bis zum 31. Dezember 2019 bereits beschlossene Einschränkung der telefonischen Servicezeiten weiter zu verlängern.
Auch unseren Vorschlag, „Floorworker“ als technische und fachliche Ansprechpartner für Kolleginnen und Kollegen einzusetzen, stieß auf Interesse. Und schließlich sei auch eine Mehrarbeitsinitiative im Bereich Reha nach dem Vorbild der Initiative im Bereich Rente für die Kontenklärung in der Überlegung. Die GdS-Delegation hat ausdrücklich begrüßt, dass die Geschäftsführung über solche und weitere Möglichkeiten nachdenkt.
Zukunft der DRV Nord
Neben den tagesaktuellen Themen haben wir die Arbeitgeberseite auch mit mittel- bzw. langfristigen Themen konfrontiert. Aus Sicht der GdS stand dabei vor allem das Thema Personalplanung bzw. Vermeidung eines sich abzeichnenden weiteren Personalmangels im Vordergrund.
Auf eine Ausweitung der Ausbildungstätigkeit angesprochen, erläuterte Frau Dr. Künzler, dass die Ausbildungstätigkeit bereits für die kommenden Jahre ausgedehnt wurde und eine weitere Ausdehnung aus ihrer Sicht an den verfügbaren Ausbildungskapazitäten scheitere. Ebenfalls zurückgewiesen wurde unser Vorschlag, Beschäftigte, denen ein Bachelor-Abschluss ermöglicht worden ist, zukünftig wieder in ein Beamtenverhältnis zu übernehmen. Dieser Weg sei aufgrund der eindeutigen Beschlusslage des Vorstandes der DRV Nord verschlossen und aus Sicht der Geschäftsführung auch nicht zukunftsfähig.
Die GdS bleibt dabei, dass die notwendige Gewinnung und Bindung von gut ausgebildeten jungen Fachkräften nur mit den Instrumenten des TV-TgDRV im Wettbewerb mit anderen Sozialversicherungsträgern schwierig wird und die Perspektive der Verbeamtung helfen könnte.
Bessere Karrierechancen
Hingegen zeigte sich die Arbeitgeberseite aufgeschlossen, wieder über verbesserte Aufstiegsmöglichkeiten und höherwertige Stellen in der Leistungssachbearbeitung durch die Schaffung sogenannter Fachkarrieren zu ermöglichen.
Beide Seiten waren sich einig, dass die bisherige Situation, dass engagierte Kolleginnen und Kollegen, die höherwertige Stellen anstreben, praktisch gezwungen werden, sich in Querschnittsbereiche zu bewerben, gestoppt werden sollte. Dieses Personal fehle dann in der Sachbearbeitung.
Fazit
Durch das Gespräch konnten wir positiv feststellen, dass sich zwar nicht sämtliche Probleme im Tagesgeschäft von jetzt auf gleich lösen lassen werden, dass wir aber die Arbeitgeberseite an der einen oder anderen Stelle mit unseren Vorschlägen und Ansätzen zum Überlegen gebracht bzw. in den Überlegungen bestärkt haben.
Im Sinne unserer Mitglieder und im Sinne aller Kolleginnen und Kollegen der DRV Nord wollen wir auch in Zukunft mit der DRV Nord im Gespräch bleiben und werden – wo erforderlich – die Initiative ergreifen.