Aus Sicht der GdS wäre eine schnelle Lösung der Gehaltsrunde 2022 wünschenswert gewesen. Dazu kommt es jetzt bedauerlicherweise nicht. Die DAK-Gesundheit will die Gespräche erst im Januar 2022 fortsetzen. Das müssen wir zwar zur Kenntnis nehmen, trotzdem gilt es einige Anmerkungen zu machen:
Überzogene Forderungen?
Aus der ein oder anderen Anmerkung vonseiten der DAK-Gesundheit konnte man ablesen, dass die Forderung nach einer erheblichen linearen Anpassung mit einer Mindestbetragsregelung von 200 Euro als überzogen angesehen wird.
Das können wir nicht nachvollziehen. Auch wenn es begründete Zweifel gibt, dass sich die Inflation im Jahr 2022 so fortsetzt, wie sie sich in den letzten Monaten entwickelt hat, und die Inflationsrate selbstverständlich auch nicht der einzige Gradmesser für Tarifforderungen ist, müssen wir als Gewerkschaft die Teilhabe der Kolleginnen und Kollegen in der DAK-Gesundheit im Blick haben. Deshalb ist der von unseren Mitgliedern zurückgemeldeten höheren Erwartungshaltung im Vergleich zu früheren Jahren mit einer entsprechenden Forderung Rechnung zu tragen.
Eine hohe Inflation bei Lebensmitteln und Energiekosten trifft gerade diejenigen am härtesten, die sich in den unteren Vergütungsgruppen und Erfahrungsstufen befinden. Für diese Kolleginnen und Kollegen ist ein Mindestbetrag wichtig. Denn an der Tankstelle und bei den (warmen) Nebenkosten zu Miete oder Hausfinanzierung treffen die Preissteigerungen alle gleichermaßen, ein „Ausweichen“ ist nur in engen Grenzen möglich.
Lange Laufzeit
Die DAK-Gesundheit strebt eine sehr lange Laufzeit von 36 Monaten an. Auch dafür haben wir kein Verständnis! Neben der hohen Inflation, deren weitere Entwicklung nicht absehbar ist, sprechen auch der Regierungswechsel und die noch nicht absehbaren Maßnahmen der neuen Bundesregierung in der Gesundheitspolitik und zur Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung aus unserer Sicht dagegen, gerade jetzt eine noch längere Laufzeit anzustreben als in den vergangenen Tarifrunden.
Stattdessen wären eine kurzfristige Reaktion auf die Kostensteigerung jetzt und neue Verhandlungen spätestens Mitte 2023 ein sinnvoller Weg. Keinesfalls kann es gerade in der jetzigen Situation die von der DAK-Gesundheit angestrebte Kombination aus sehr langer Laufzeit bei gleichzeitig niedrigeren Erhöhungsschritten mit einer Eins vor dem Komma geben!
Hohe Investitionen
Die DAK-Gesundheit wehrt die Gehaltsforderungen unter anderem mit dem Argument ab, dass die – ganz sicher lobenswerte – schnelle und weitgehende Ermöglichung von mobilem Arbeiten und Home-Office erhebliche Investitionen gefordert hat. Das mag stimmen. Nach unserer Kenntnis ist es aber so, dass die sogenannten Tiny-PC, die nun im Home-Office genutzt werden sollen, schon länger als Anschaffung für die Büros geplant waren. Zudem wird durch die Weiterverwendung der Büromöbel und das bereits stattfindende Abmieten von Büroräumlichkeiten und Parkplätzen auch in erheblichem Umfang gespart werden.
Weihnachtsgeld
Die Zahlung eines Weihnachtsgeldes ist ein Wettbewerbsvorteil. Es ist deshalb richtig, wenn die Anpassung der Weihnachtsgeldstaffelung im Sinne der Kolleginnen und Kollegen Teil der Tarifverhandlungen ist. Natürlich kostet das Geld. Aber dieses Geld ist nach unserer Überzeugung im Hinblick auf Mitarbeitermotivation, Mitarbeiterbindung und Mitarbeitergewinnung sehr gut angelegt. Denn viele Konkurrenten in der Sozialversicherung zahlen ein volles Weihnachtsgeld bereits ab dem ersten Beschäftigungsjahr.
Verbesserungen für Auszubildende
Die Auszubildenden sind die Zukunft der DAK-Gesundheit! Gute Auszubildende sind immer schwerer zu finden und noch schwerer zu halten. Deshalb sind insgesamt gute Ausbildungsbedingungen gerade im Vergleich zu anderen Kassen wichtig. Dabei geht es nicht nur um Geld, sondern um Wertschätzung und Gleichbehandlung.
Aus diesen Gründen wäre es ein wichtiges Signal gewesen, wenn die Kolleginnen und Kollegen in der DAK-Gesundheit bereits vor dem Jahreswechsel mit einem guten Tarifabschluss für 2022 hätten planen können. Schade, dass es nicht so kommt!
Wir wünschen allen Kolleginnen und Kollegen ein frohes Weihnachtsfest und einen gesunden Jahreswechsel!
Wir danken unseren Mitgliedern für die Unterstützung unserer Arbeit und hoffen auf ein gutes und faires Angebot in der Gehaltsrunde 2022 spätestens im Januar!
Unsere Tarifkommission in der DAK-Gesundheit:
Stephan Kallenberg (stellv. GdS-Bundesgeschäftsführer), Gert Bellmann (GdS-Geschäftsstelle Ost), Ralf Uhlig (Vorsitzender der EMG), Birte Ammon, Christian Bösing, Kathrin Brackert, Marietta Hilgers, Stephan Maaß, Regina Schelling, Thomas Weber, Thilo Welsch und Michael Winkelhorst
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