In Präsenz konnten wir am 16. Juni 2021 eine erste Sondierung mit der VIACTIV Krankenkasse durchführen. Dabei nutzte die Arbeitgeberseite diesen Termin, um einen weiten Bogen zu spannen und weitere Themen mit der Entgeltrunde zu verbinden. Nicht alles hat uns gefallen.
Vorstellungen der VIACTIV
Uns wurde ein Konzept vorgestellt, wie sich die VIACTIV Krankenkasse eine zukünftig bessere Differenzierung in der Bezahlung in den jeweiligen Funktionen und Entgeltgruppen vorstellt. Dabei soll die Tabelle weitgehend unverändert bleiben, aber jede Erfahrungsstufe in drei Unterstufen aufgeteilt werden. Durch diese Unterstufen – im Konzept der Arbeitgeberseite mit dem Buchstaben a, b und c bezeichnet – soll dann bei gleicher Eingruppierung und gleicher Erfahrungsstufe nach bestimmten Kriterien eine Differenzierung ermöglicht werden. Aus Sicht der VIACTIV Krankenkasse sei es gerade vor dem Hintergrund der neuen Arbeitsmodelle sinnvoll und wichtig, besser zwischen den unterschiedlichen Aufgaben und Anforderungen an die jeweiligen Beschäftigten differenzieren zu können, was das bisherige System so nicht hergebe.
Auch „Klassiker“ aus den bisherigen Gesprächen wurden noch einmal eingebracht. Der Rationalisierungsschutz-Tarifvertrag soll geändert werden, und es soll mehr Öffnungsklauseln in den Tarifverträgen für die kurzfristige Anpassung an „Kundenbedarfe“ geben.
Erste Bewertung von unserer Seite
Natürlich kann man im Rahmen einer Entgeltrunde auch andere tarifliche Themen „anpacken“. Aus Sicht der GdS erfordern die von der VIACTIV Krankenkasse eingebrachten Themen aber einen zu breiten Ansatz, sodass ein möglichst zeitnaher Gehaltsabschluss in Frage stünde. Das wollen wir nicht! Denn wir haben die jetzige Vereinbarung aus gutem Grund zum 31. August 2021 gekündigt. Die Kolleginnen und Kollegen erwarten mit Recht einen zügigen, guten Abschluss!
In einer ersten Bewertung haben wir deutlich gemacht, dass wir einer Differenzierung innerhalb der Entgelttabelle je nach Übertragung bestimmter (Sonder-)Aufgaben skeptisch gegenüberstehen, weil ein solches System aus unserer Sicht missbrauchsanfällig ist. Denn wenn Führungskräfte mit der Übertragung bestimmter Aufgaben an immer wieder die gleichen Beschäftigten über die Entgelthöhe entscheiden, werden andere Teammitglieder, die ebenfalls Bereitschaft und Interesse an solchen Aufgaben bekunden, aber nie die Chance bekommen, unzufrieden sein. Positiv haben wir zur Kenntnis genommen, dass seitens der VIACTIV Krankenkasse nicht versucht worden ist, die einzelnen Entgeltstufen nach unten zu bewegen. Vielmehr soll die niedrigste Unterstufe a den bisherigen Betrag in der Entgelttabelle entsprechen, die Stufen b und c sind jeweils erhöht, sodass bei Umsetzung dieses Konzeptes für viele Kolleginnen und Kollegen ein (geringer) Gehaltsfortschritt in der bisherigen Eingruppierung und Einstufung die Folge wäre.
Verschlechterungen im Rationalisierungsschutz-Tarifvertrag wollen wir als GdS nicht. Konkrete Vorstellungen für eine Änderung dieses wichtigen Tarifvertrages hat die VIACTIV Krankenkasse noch nicht kommuniziert. Dementsprechend können wir noch keine abschließende Bewertung vornehmen. Weitere Öffnungsklauseln im Tarifvertrag sind aus Sicht der GdS denkbar, allerdings muss der Kern der tariflichen Ansprüche verbindlich bleiben.
Unser Ansatz: Erst die Entgeltrunde!
Wichtiger ist uns aber ein zügiger Abschluss der Entgeltrunde. Die Erwartungshaltung unserer Mitglieder, die wir vorab eingeholt haben, haben wir gegenüber der VIACTIV Krankenkasse kommuniziert. Die GdS-Mitglieder erwarten eine spürbare Gehaltsanpassung oberhalb der Inflationsrate. Eine Laufzeit der Tarifvereinbarung von 24 Monaten können wir uns vorstellen. Herr Brücker hat für die VIACTIV Krankenkasse angedeutet, eine Laufzeit bis Ende 2023 anzustreben. Das erscheint uns aus heutiger Sicht eher unrealistisch zu sein, hängt aber am Ende selbstverständlich vom Gesamtpaket ab.
Die Tarifverhandlungen sollen am 15. Juli 2021 fortgesetzt werden. Weitere Termine sind für den 1. und den 23. September 2021 bereits festgelegt.
Wir werden über den weiteren Verlauf berichten.
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Für die GdS verhandeln: Stephan Kallenberg, Stephanie Giese, Thorsten Kloppenborg, Jörg Neumann und Martin Wichmann