Tradierte Rollenbilder wirken sich negativ auf weibliche Karrieren und die Gehaltsentwicklung von Frauen aus. Auch im öffentlichen Dienst müssten stereotype Vorannahmen deutlich abgebaut werden, um die Entgeltlücke zu schließen, fordern die Frauenvertretungen von GdS und dbb. Die Auftaktveranstaltung zum Equal Pay Day 2020 thematisierte mögliche Ursachen wie tradierte Rollenbilder.
Durch teilweise unterbewusste Fehlannahmen –wie etwa „Mütter seien nicht durchsetzungsstark“, „Teilzeitkräfte können nicht strategisch planen“ oder „wer nicht anwesend ist (zum Beispiel Telearbeit), leistet auch nichts“ – würden weibliche Führungspotenziale auch im öffentlichen Dienst zu oft und vor allem unnötig verschenkt.
„Bis heute sind Bewertungskriterien, die Führungsqualitäten auszeichnen, männlich geprägt. Im öffentlichen Dienst sind diese derzeit in den Kriterien zur dienstlichen Leistungsbeurteilung fest verankert und damit kaum zu überwinden. Deshalb brauchen wir hier dringend einen Neustart: mit Beurteilungsrichtlinien, die ohne geschlechterspezifische Kategorien auskommen. In Beförderungsverfahren muss Frauen endlich auf Augenhöhe begegnet werden“, so die Vorsitzende der dbb-Bundesfrauenvertretung Helene Wildfeuer.
Studien zeigen, dass Vorgesetzte dazu neigen, die Ambitionen ihrer Mitarbeiterinnen zu unterschätzen. Zum einen würden dringend qualifizierte weibliche Fach- und Führungskräfte benötigt. Zum anderen sei der niedrige Anteil an Frauen in Führungspositionen – neben dem hohen Anteil an Frauen in Teilzeit – einer der zentralen Gründe, warum Frauen auch im öffentlichen Dienst durchschnittlich acht Prozent weniger als männliche Kollegen verdienten.
„Zwar ist der öffentliche Dienst gegenüber der Privatwirtschaft durch seine Tarifstruktur und die Besoldungstabellen deutlich besser aufgestellt, wenn es zur geschlechtergerechten Bezahlung kommt. Dennoch sind auch acht Prozent Lohnunterschied noch acht Prozent zu viel. Der Gender Pay Gap bleibt ungerechtfertigt und muss beseitigt werden.“
Hintergrund:
Unter dem Motto „Auf Augenhöhe verhandeln – WIR SIND BEREIT“ startete am 4. November 2019 in Berlin die Equal Pay Day Kampagne 2020. Sie wurde 2008 durch den Business and Professional Women (BPW) Germany e. V. initiiert und wird seitdem vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Es ist der Verdienst der langjährigen Kampagnenarbeit rund um den Aktionstag, dass heute breit und öffentlich über die Ursachen des Gender Pay Gap diskutiert wird. Die GdS-Frauenvertretung unterstützt die Equal Pay Day-Initiative und setzt sich für gendergerechte Bezahlung ein.