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Interview mit dem Bundesvorsitzenden: „Je stärker das Wir, desto besser!“


Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Sozialversicherung (GdS), Maik Wagner, im Interview über eine erste Bilanz der laufenden Tarifverhandlungen und die Frage, warum jeder die Kampagne #StärkerMitDir unterstützen sollte.

Die letzten Monate waren geprägt von Warnstreiks und teilweise harten Verhandlungen zwischen den Arbeitgebern in der Sozialversicherung und den Gewerkschaften. Wie sieht Ihre Bilanz aus?

Die vergangenen Warnstreiks waren Ausdruck der Unzufriedenheit vieler Beschäftigter mit den Arbeitsbedingungen und den oft unzureichenden Angeboten der Arbeitgeber. Als Fachgewerkschaft mit entsprechender Verankerung haben wir ein feines Gespür für die Stimmung unter den Kolleginnen und Kollegen. Leider haben viele Arbeitgeber wenig tragfähige und sozial gerechte Angebote vorgelegt, so dass die Verhandlungen ins Stocken geraten sind. Vor diesem Hintergrund waren die Warnstreiks und das Engagement der Kolleginnen und Kollegen sehr wichtig.

Warum?

Der Druck der Proteste hat wieder Bewegung in die Verhandlungen gebracht. Das zeigt für mich: Ob höhere Löhne, Arbeitszeit oder Weiterbildung, Digitalisierung oder Gesundheitsschutz – ohne eine starke gewerkschaftliche Interessenvertretung und das Engagement der Kolleginnen und Kollegen gibt es keine guten Arbeitsbedingungen.

Wie zufrieden sind Sie mit den bisherigen Abschlüssen?

Für uns als GdS war von Anfang an die dauerhafte Erhöhung der Tabellenentgelte entscheidend, insbesondere für die unteren Einkommensgruppen. Heizen, Tanken, Einkaufen – das ist kein Luxus. Da Teilzeitkräfte und die unteren Lohngruppen von den Preissteigerungen besonders betroffen sind, haben wir klar gesagt: Wir fordern einen gerechten Lohn gegen die hohe Inflation. Bei den einzelnen Trägern gibt es Unterschiede, aber im Durchschnitt haben wir in den Verhandlungen einiges erreicht.

Ein Beispiel?

Bei der Kaufmännische Krankenkasse (KKH) sind die Tabellenentgelte durch die Verhandlungen um mehr als 10 Prozent gestiegen. Bei der AOK betrug die Lohnsteigerung insgesamt 12,5 Prozent, für die unteren Lohngruppen erzielten wir einen hohen Mindestbetrag von insgesamt 550 Euro. Diese vorzeigbaren Ergebnisse wären ohne die Warnstreiks nicht möglich gewesen.

Ein weiteres Problem, das die GdS anspricht, ist die zunehmende Arbeitsverdichtung bei den verschiedenen Trägern der Sozialversicherung. Was gibt es darüber zu berichten?

Die zunehmende Arbeitsverdichtung ist ein ernstes Problem, das viele Beschäftigte belastet. Die Arbeitsverdichtung für viele Kolleginnen und Kollegen nimmt zu, auch weil Personal fehlt, um die Aufgabenlast zu schultern. In einigen Bereichen ist die Grenze des Machbaren erreicht.

Was tut die GdS dagegen?

Wir setzen uns zum Beispiel für die Reduzierung von Mehrarbeit ein, fordern die Einstellung von neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und eine altersgerechte Aufgabenverteilung. Wir setzen uns für eine gerechte Balance zwischen Arbeit, Familie und Freizeit ein. Als Fachgewerkschaft wissen wir, wo der Schuh drückt und was zu tun ist.

Angesichts der verschiedenen Herausforderungen hat deine Gewerkschaft eine Kampagne mit dem Motto #StärkerMitDir ins Leben gerufen. Was steckt dahinter?

Unsere Kampagne #StärkerMitDir zielt darauf ab, die Beschäftigten zu ermutigen, sich zu engagieren und für ihre Rechte einzutreten. Es ist wichtig, sich solidarisch zusammenzuschließen und gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen und gegen soziale Ungerechtigkeiten zu kämpfen. Viele Kolleginnen und Kollegen sind bereits der GdS beigetreten, aber wir können noch stärker werden, wenn mehr Menschen mitmachen.

Wie kann ich die Kampagne #StärkerMitDir unterstützen?

Wir rufen alle GdS-Mitglieder auf, mit ihren Kolleginnen und Kollegen über einen Beitritt zur GdS zu sprechen. Um diesen Prozess zu unterstützen, können sich Mitglieder mit ihrem Foto und einer für sie wichtigen Forderung beteiligen. Die Bilder werden dann im Rahmen der Kampagne #StärkerMitDir auf den Social-Media-Kanälen der GdS und auf der Homepage veröffentlicht. Sie können dann auch vor Ort im Betrieb an interessierte Kolleginnen und Kollegen weitergegeben werden.

Was soll das bringen?

Wir wollen sichtbar machen, dass die GdS eine starke Gemeinschaft ist. Und das können vor allem unsere Mitglieder authentisch, ehrlich und damit überzeugend vermitteln.

Warum sollte ich jetzt in die GdS eintreten?

Als Mitglied der Gewerkschaft der Sozialversicherung erhalten Sie Solidarität und Unterstützung von ihren Kolleginnen und Kollegen sowie von erfahrenen Gewerkschaftsvertretern. Im Falle von Konflikten oder Problemen am Arbeitsplatz haben Sie die Gewissheit, dass die Gewerkschaft hinter ihnen steht und sich für ihre Rechte einsetzt. Und eins ist klar: Der Arbeitgeber wird nicht von sich aus die Gehälter erhöhen oder mehr Urlaub gewähren. Dazu muss verhandelt werden! Die besten Ergebnisse erzielt man dabei in einer Gemeinschaft, nicht alleine.

Aber das ist doch bestimmt teuer?

Unser Höchstbeitrag liegt bei 38,80 Euro im Monat und wir haben eine sozial gerechte prozentuale Beitragsstaffelung. Das heißt, je niedriger das Einkommen, desto niedriger der Beitrag. Bei einem Bruttogehalt von 2000 Euro sind es zum Beispiel nur 15,00 Euro im Monat.

Was bekomme ich noch als Mitglied?

Unsere Mitglieder profitieren von der GdS-Freizeitunfallversicherung und weiteren Sozialleistungen und Zuschüssen. Und wenn wir einmal streiken müssen, um unsere Forderungen durchzusetzen, bekommt jedes Mitglied für die Zeit des Lohnausfalls den vollen Nettolohnausgleich als Streikgeld! Außerdem gibt es kompetente Rechtsberatung, Seminare zur Weiterbildung und viele weitere Angebote, zum Beispiel in der Vorteilswelt des Deutschen Beamtenbundes, dessen Mitgliedsgewerkschaft die GdS ist.

Klingt nach einem guten Deal, wo ist der Haken?

Es gibt keinen (lacht). Wir brauchen nur Sie und ihr Interesse! Was mir dabei noch einfällt: Wenn Sie neue Mitglieder werben, bekommen Sie sogar eine Prämie von 25 Euro pro geworbenem Mitglied!

Was ist für Sie persönlich das Wichtigste an der Gewerkschaft?

Sicherlich spielen die obengenannten Gründe eine bedeuten Rolle. Für mich kommt aber noch etwas hinzu: Das ist der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen. Die Gewerkschaft bietet ein Netzwerk auf das ich nicht mehr verzichten möchte. Denn von den gemachten Erfahrungen vieler Kolleginnen und Kollegen lässt sich viel mitnehmen. Der GdS-Slogan: „Wir kommt weiter!“ passt da ganz gut (lacht).

Was macht die Gewerkschaft konkret?

Wir verhandeln für unsere Mitglieder mit dem Arbeitgeber über faire Löhne, Arbeitszeiten, Arbeitsbelastung und andere Arbeitsbedingungen. Als Gewerkschaftsmitglied tragen Sie dazu bei, dass wir eine starke Verhandlungsposition haben. So können Sie Ihr Arbeitsumfeld aktiv mitgestalten.

Macht es wirklich einen Unterschied, ob ich Mitglied bin?

Natürlich! (lacht) Nur fünf Finger machen eine Faust. Allein ist es schwierig, sich durchzusetzen – vor allem gegenüber dem Arbeitgeber. Seine Kooperationsbereitschaft steigt, wenn er weiß, dass viele Beschäftigte im Betrieb gewerkschaftlich organisiert sind. Nur gemeinsam sind wir stark. Als Fachgewerkschaft stehen wir allen Kolleginnen und Kollegen im Arbeitsalltag kompetent mit Rat und Tat zur Seite. Je stärker das Wir, desto besser lassen sich unsere Rechte durchsetzen. Deshalb: Werden Sie Mitglied und machen Sie mit der GdS Ihre Fachgewerkschaft stark!

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Wagner!